Island Reisen Urlaubstagebuch

Urlaubstagebuch Island – Teil 3

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20. Dezember 2018

Der Golden Circle

Endlich ein „richtiger“ Urlaubstag 😀
Raus aus der Stadt, rein ins Abenteuer. Nachdem wir unseren kleinen Suzuki von einer dicken Schneedecke befreit hatten, ging es los Richtung Golden Circle.
Der Golden Circle ist eine Route vorbei an vielen bekannten und bestens erschlossenen Sightseeing-Spots… quasi eine der Routen, wo du unter Garantie auf unzählige Touri-Gruppen triffst…
Trotzdem wollten wir natürlich die tollen Sehenswürdigkeiten sehen und somit ging es an diesem Tag relativ zeitig los Richtung Þingvellir Nationalpark. Dort gab es eine kleine Wanderroute mitten durch den verschneiten Nationalpark. Nicht übermäßig spektakulär, aber trotzdem sehr schön und ein guter Einstieg in unser Island-Abenteuer. Hier hielten sich sogar die Touristen-Massen noch etwas zurück – wahrscheinlich weil die Wege teils recht vereist waren und etliche der unter einer dicken Schnee- und Eis-Schicht liegenden Treppen nur durch eine Art bezwungen werden konnten: Hinsetzen und runterrutschen. Gab ein paar blaue Flecken am Hintern aber den Spaß war es definitiv wert 🙂

Eistreppen

Einige Treppen konnten nur auf einen Weg bezwungen werden…

Þingvellir ist übrigens nicht nur ein Nationalpark, sondern auch ein historisch bedeutsamer Ort. Zur Zeit der Besiedlung Islands liefen hier Reitpfade aus allen Teilen des Landes zusammen, denn hier fand das alljährliche Alþing, die Volksversammlung statt. Dabei wurde die Verfassung verlesen, neue Gesetze beschlossen und insgesamt ein großes Volksfest gefeiert, das unter anderem auch als Partnerbörse diente 😀
Aus der Versammlung leitete sich übrigens auch der Name Þingvellir (gesprochen Thingvellir) ab. Þing (Thing) = Volksversammlung und Völlur = Feld, Ebene. Aber das nur am Rande^^

Nachdem wir den Rundwanderweg bewältigt hatten, ging es weiter zum Heißwassertal Haukadalur.

Geysire gibt es im geothermal sehr aktiven Island einige. Die Bekanntesten sind der große Geysir und der direkt daneben liegende Strokkur. Während der große Geysir nur noch sehr, sehr selten ausbricht, spukt der Strokkur noch sehr zuverlässig aller zehn bis zwanzig Minuten eine beeindruckende Heißwasserfontäne. Hier zeigte sich der Golden Circle aber auch erstmals von seiner… nunja, eher wenig ansprechenden Seite.
So toll die Sehenswürdigkeiten und Naturwunder entlang des Golden Circles auch sind, so stark frequentiert sind sie auch. Dadurch, dass man an fast alle Spots nahezu direkt mit dem Auto heranfahren kann und fast alle zudem auch mehr oder weniger gut ausgebaut wurden, trifft man natürlich auch alle fünf Meter auf riesige Reisegruppen. Natürlich habe weder ich noch sonst jemand das alleinige Recht, die Sehenswürdigkeiten zu bewundern. Es mag daher etwas vermessen klingen, sich über andere Touristen zu beschweren. Aber nichts desto trotz ist es für mich einfach extremst befremdlich zu sehen, wie diese riesigen – überraschenderweise meist asiatische – Gruppen von Spot zu Spot geschleift werden, dort alles platt trampeln und die Plätze vermüllen, sich um die „besten Plätze“ streiten, dann zwei, drei mal den Auslöser ihrer Fotoapparate drücken und anschließend direkt wieder in den Bus springen um zum nächsten Spot gekarrt zu werden… Mit dieser Art des „Urlaub machens“ werde ich mich wohl nie recht anfreunden können. Aber natürlich kann das jeder machen wie er mag. Ich bevorzuge dann doch eher den komplett selbstgeplanten, unabhängigen Abenteuerurlaub… das Vagabunden-Dasein sozusagen 😀

gullfoss

Der Wasserfall Gullfoss

Glücklicherweise sollten unsere letzten beiden Punkte an diesem Tag schon eher in diese Richtung gehen.
Nach dem Geysir sind wir direkt zum Gullvoss, dem „goldenen Wasserfall“ gefahren, einem der bekanntesten Wasserfälle Islands. Am Parkplatz angekommen haben wir uns zunächst gewundert, dass wir scheinbar fast die einzigen Besucher waren. Und das, obwohl der Gullvoss auch ausgezeichnet zu erreichen ist. Als wir ausstiegen, merkten wir aber recht schnell, dass das wohl seine Gründe hatte. Etliche Wege waren aufgrund von massiver Vereisung komplett gesperrt, auf allen anderen Wegen befanden sich Warnhinweise. Weitaus relevanter wird aber der unfassbar starke Wind gewesen sein… Am Parkplatz, der von einigen Hügeln geschützt wurde, hat man davon noch nicht viel gemerkt. Als wir besagte Hügel aber hinaufgestiegen sind und nun quasi auf gleicher Höhe mit dem Fluss Hvítá waren, hat es uns fast umgeworfen, so stark waren der Wind dort. Zudem schleuderte einem der Wind nonstop kleinere und größere Eisstücke ins Gesicht, was zeitweise richtig schmerzhaft war, vor allem aber nicht sonderlich gut für die Kamera war… Aber natürlich hielt uns das nicht weiter auf. Bis zur Klippe des Wasserfalls hatten wir uns vorgekämpft und konnten endlich Stative und Kameras aufbauen. War etwas schwierig, die Objektive vor den herumfliegenden Eiskristallen zu schützen, aber irgendwie ging es letztlich und wir konnten einige coole Bilder machen. Ich bin ja jedes mal erstaunt darüber, dass die Sicherheitsbestimmungen an derlei gefährlichen Spots eher lasch und kaum vergleichbar mit deutschen Standards sind. Egal ob man nun in Norwegen, Schweden oder Island ist und an einer Klippe, einem reißendem Fluss oder sonstwo steht – nirgendwo sind Geländer oder Zäune. Allenfalls Warnhinweise ála „Achtung: Hier könntest du sterben“ 😀 Für seine Sicherheit ist man also oftmals selbst verantwortlich, was – etwas gesunden Menschenverstand vorausgesetzt – auch kein Problem darstellt.
Allzu lang hielten wir es aber dann doch nicht in diesem wirklich eisigen Wind aus und machten uns stattdessen auf, unseren letzten Spot an diesem Tag anzusteuern, den Oxararfoss.

Der Oxararfoss ist einer der weniger bekannten Wasserfälle Islands… völlig zu Unrecht wie ich finde. Aber das hat natürlich den Vorteil, dass man dort nicht von chinesischen Reisegruppen zertrampelt wird^^
Dafür sorgt vielleicht auch, dass man ihn nur durch eine kleine Wanderung erreichen kann, was sicher auch den ein oder anderen abschrecken würde. Für mich klang das jedenfalls perfekt 😀
Also einige Zeit durch den tiefen Schnee gestapft um dann vor einem nahezu komplett zugefrorenen Wasserfall zu stehen. Ich kannte bislang nur Bilder vom Oxararfoss, die offensichtlich im Sommer aufgenommen wurden. Einen derartig zugefrorenen Wasserfall hab ich bis dahin noch nie gesehen. Es war ein ziemlich beeindruckender Anblick. Durch den Fluss im Vordergrund und die einigermaßen schnell vorbeiziehenden Wolken bot sich hier eine klassische Langzeitbelichtung regelrecht an. Also fix die Kamera aufgebaut, den ND-Filter aufgeschraubt und einige wie ich finde ganz ansehnliche Fotos gemacht (siehe Beitragsbild oben).
Ein sehr schöner erster „richtiger“ Urlaubstag, der definitiv Lust auf den Rest gemacht hat.

Weg zum Oxararfoss

Der Weg zum Oxararfoss

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Markus
Chemnitz

Hi, ich bin Markus - Mediengestalter, Fotograf, Freizeit-Vagabund - und möchte euch in diesem Blog von meinen Erlebnissen berichten. Freut euch auf einige (hoffentlich) interessante Beiträge und Fotos rund um die Abenteuer eines Backpackers. Wer noch mehr über mich wissen möchte, findet im Bereich "Über mich" noch weitere Infos.

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